Fachkräftemangel stoppen!

Ab 2020 droht Engpass in Therapiepraxen

Die Gesundheitsberufe zählen schon heute zu den zehn meistgesuchten Berufsgruppen in Deutschland.  Bei Physiotherapeuten soll es bereits in sieben Jahren einen Fachkräfteengpass geben. Das prognostiziert etwa das Landesministerium für Rheinland-Pfalz in einem aktuellen Bericht zur „Fachkräftesicherung in den Gesundheitsfachberufen“. Viele ältere Therapeuten scheiden dann aus dem Beruf aus, während zu wenig junge Menschen nachrücken, um die wachsende Zahl der älteren und chronisch kranken Patienten zu behandeln. „Bereits heute müssen Maßnahmen zur Fachkräftesicherung angestoßen werden, um dem drohenden Fachkräftemangel in Therapiepraxen vorzubeugen“, fordert Ute Repschläger, Vorsitzende des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten – IFK e. V. „Der Beruf muss vor allem an Attraktivität gewinnen – nicht zuletzt durch ein besseres Vergütungsniveau“. Praxisinhaber müssen künftig in der Lage sein, ihren Angestellten angemessenere Löhne als heute zu zahlen. Zur Attraktivität des Berufes müssen zudem weitere Möglichkeiten der Akademisierung und ein Direktzugang beitragen. Andernfalls werden die Probleme des demografischen Wandels kaum zu händeln sein.

In Deutschland wird die Zahl der Erwerbstätigen zukünftig von heute 50 Millionen rapide sinken: In rund 10 Jahren werden bereits sechs bis sieben Millionen Arbeitskräfte fehlen – besonders auch in Gesundheitsberufen wie Arzt, Krankenpfleger und Physiotherapeut.  Die Gesundheitswirtschaft ist aber mit rund 11 % am gesamten Bruttoinlandsprodukt ein wichtiger Wirtschaftsfaktor: Krankenhäuser, Pflegeheime, Arzt- und Therapiepraxen erweisen sich seit Jahren als Beschäftigungsmotor (IAB Bayern 2012). Durch den demografischen Wandel ist künftig mit einem weiteren Beschäftigungsanstieg im Gesundheitsbereich zu rechnen. Durch ein rückläufiges Fachkräfteangebot wird sich die heute schon vorhandene Lücke in den nächsten zehn Jahren bundesweit drastisch vergrößern. Ab 2020 scheidet ein großer Teil Therapeuten aus dem Erwerbsleben aus, während die Nachfrage nach Physiotherapie stark ansteigt, weil die Multimorbidität zunimmt.

Der aktuelle Bericht zur Fachkräftesicherung aus Rheinland-Pfalz unterstützt die Forderung des IFK, dass die Attraktivität des Berufs deutlich verbessert werden muss. Mögliche Szenarien: Es müssen noch mehr junge Menschen für die Physiotherapeuten-Ausbildung akquiriert werden. Ausreichende Kinderbetreuungs¬angebote und flexible Arbeitszeitmodelle sollen „stille Reserven“ bei ausgebildeten Therapeuten mobilisieren. „Die Praxen suchen bereits heute händeringend qualifizierte Mitarbeiter, die für vergleichsweise niedrige Löhne aber verständlicherweise schwer zu finden sind“, so Ute Repschläger. „Vielen angestellten Physiotherapeuten kann nur ein Bruttomonatsgehalt um die 2.000 Euro gezahlt werden. Damit erhöht sich für die Mitarbeiter auch das Risiko der Altersarmut“

Hier ist die Bundesregierung gefordert zu handeln. Aktuell passiert jedoch das genaue Gegenteil: Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) hat einen Wegfall der Grundlohnsummenbindung abgelehnt, die für niedrige Preise der physiotherapeutischen Leistungen sorgt. In Verhandlungen der Berufsverbände mit den Kassen steht die jährliche Grundlohnsumme als Obergrenze für Vergütungserhöhungen, so dass diese oft unterhalb der Inflationsrate bleiben. „Ohne angemessene Vergütung der Krankenkassen ist es niedergelassenen Physiotherapeuten auch nicht möglich, ihren Mitarbeitern angemessene Löhne zu zahlen“, so Ute Repschläger.
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