Physiotherapie nicht Mittel der Wahl

Nur die wenigsten Patienten mit Rückenschmerzen erhalten Physiotherapie. Stattdessen verordnen Ärzte überwiegend Arzneimittel. Das geht aus aktuellen Zahlen des Beratungsunternehmens IMS Health hervor, wie in der Ärzte Zeitung zu lesen ist.

Eine Betrachtung anonymisierter Behandlungsdaten von 1,7 Millionen Rückenschmerz-Patienten im Zeitraum von September 2009 bis August 2014 ergab, dass lediglich acht Prozent eine physiotherapeutische Behandlung erhielten. Grund dafür ist die Nationale Leitlinie Kreuzschmerz, die bei akuten, unspezifischen Rückenschmerzen derzeit zunächst keine Verordnung von Krankengymnastik empfiehlt. Wie der IFK jüngst in einer Pressemitteilung berichtete, belegen neueste Forschungen, dass jedoch gerade eine frühe Überweisung zum Physiotherapeuten signifikant bessere Behandlungserfolge erzielt und noch dazu enorme Kosten einspart.

Die besten Chancen auf eine physiotherapeutische Verordnung haben laut IMS Health jüngere, privat versicherte Männer in den alten Bundesländern. Eine konservative Arzneimittelverordnung hingegen erhielten interessanterweise gerade solche Patienten, die an Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Adipositas oder peripher-arterielle Verschlusskrankheiten leiden. Auch der Einflussfaktor Rauchen wirke sich laut Studie negativ auf die ärztliche Bewilligung einer krankengymnastischen Behandlung aus. Ob tatsächlich eine Korrelation zwischen diesen Variablen bestehe, müsse in weiteren Studien untersucht werden.

Fest steht: Physiotherapie ist in 92 Prozent der Fälle nicht das Mittel der Wahl. Ärzte halten an überholten Leitlinien fest und setzen Patienten eher Arzneimitteln mit der Gefahr potentieller Nebenwirkungen aus, als eine nachhaltig ausgerichtete physiotherapeutische Behandlung zu verordnen.

Der IFK wird weiter Druck ausüben, bis sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse endlich auch in der Praxis widerspiegeln und Ärzte zeitgemäße Behandlungsmethoden verordnen.

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