
IFK-Forum Nord: Bis zum nächsten Jahr!
Am 23. Mai 2025 fiel der Startschuss für die diesjährigen IFK-Regionalforen. Rund 100 Mitglieder und Interessierte folgten der Einladung des IFK ins Hamburger Barceló Hotel, um sich über die neusten Entwicklungen in Verband und Berufspolitik zu informieren sowie an der Fortbildung „Strategien zur Schmerzbewältigung“ teilzunehmen.
Ampelbruch – Manchmal kommt es anders, als man denkt
Insbesondere in den letzten Monaten ist in der Physiotherapiebranche einiges passiert – dementsprechend prall gefüllt war der Themenkoffer, mit dem IFK-Vorsitzende Ute Repschläger und IFK-Geschäftsführer Dr. Björn Pfadenhauer zum Forum anreisten. Verantwortlich für die Dynamik war nicht nur der Schiedsspruch zu den Vergütungssteigerungen, sondern ganz sicher auch die verfrühten Bundestagswahlen und die mit ihnen einhergehenden Koalitionsverhandlungen. Hatte sich der IFK im vergangenen Jahr noch gemeinsam mit den anderen SHV-Verbänden auf die eigentlich für September 2025 geplanten Wahlen vorbereitet, so kam es im November 2024 überraschend zum Bruch der Ampelkoalition. Die langfristig geplante SHV-Winteraktion, mit der wir direkte Aufmerksamkeit für die Lage der Heilmittelerbringer bei den Abgeordneten erzeugt haben, musste wegen der Neuwahlen vorgezogen werden. Das neue Berufsgesetz, für welches die Verbände in den letzten Jahren mehrfach zu Konsultationsverfahren hinzugezogen wurden, blieb noch im Entwurf stecken und auch die gesetzliche Grundlage für Modellprojekte zum Direktzugang konnte nicht mehr im Versorgungsgesetz geregelt werden. „Manchmal kommt es halt anders, als man denkt“, kommentierte Ute Repschläger die plötzliche Wendung und leitete damit ein zentrales Thema des Nachmittags ein: Die neue Bundesregierung und ihr Koalitionsvertrag.
Um den Zuhörern einen Überblick zu geben, welche Auswirkungen der Vertrag auf die Physiotherapie haben könnte, führte Pfadenhauer mit einem kleinen Themenauszug durch das 144 Seiten starke Papier. „Die Berufsgesetze für Ergo- und Physiotherapie sowie Logopädie reformieren wir zügig und zukunftsfest. Eine ausschließliche Vollakademisierung lehnen wir ab“, heißt es im Koalitionsvertrag. Dass man zügig starten wolle, sei grundsätzlich erst einmal positiv zu bewerten, allerdings sei damit das Primärziel des IFK, die Vollakademisierung, verfehlt. Auch das Daueranliegen des IFK, einen Sitz und eine Stimme für die Heilmittelverbände im Gemeinsamen Bundesausschuss zu erhalten, findet keine Erwähnung. Positiv sei allerdings, dass die Vereinfachung von Verordnungen beziehungsweise von Abrechnungsformalitäten festgehalten wurde, wenn auch die Frage nach dem „Wie“ unbeantwortet bleibt. „Dass das Ganze eigentlich sehr leicht sein kann und funktioniert, hat uns die Coronapandemie doch gezeigt. Nun bleibt es abzuwarten, welche Vorschläge die Kommission zur Betrachtung gesundheitspolitischer Vorhaben ausarbeitet“, schloss Pfadenhauer diesen großen Punkt auf der Agenda.
Wir harren also der Dinge, könnte man jetzt meinen. Für den IFK ist dies jedoch keine Option. Auch, wenn die Pläne nun im Koalitionsvertrag fixiert sind, der Verband wird nicht müde, die Anliegen der Physiotherapie vorzubringen. Und wer weiß: Vielleicht findet ja doch noch das eine oder andere Umdenken statt. Klar ist auf jedes Fall eines, resümierte Pfadenhauer: „Der neue Koalitionsvertrag beinhaltet eine deutliche Handlungsaufforderung für den IFK.“
Barmer Heilmittelreport: Beharrlichkeit zahlt sich aus
Ein weiteres aktuelles Thema, das der IFK-Geschäftsführer an diesem Abend mitgebracht hatte, war der Barmer Heilmittelreport. „Wir beobachten schon seit Jahren, dass sich der Heilmittelreport in eine politische Richtung verschiebt – insbesondere die Ausgabensteigerungen in der gesetzlichen Krankenversicherung stehen im Fokus.“ 2024 waren die Fehlbehauptungen schließlich so immens, dass der IFK gemeinsam mit den weiteren Verbänden des Spitzenverbands der Heilmittelverbände (SHV) Beschwerde bei der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Bundesamt für Soziale Sicherung (BAS) eingereicht hatte. Die Verbände monierten insbesondere die von der Barmer genutzte Datengrundlage.
Getreu dem Motto: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast, zog die Krankenversicherung für ihren Bericht nur Zahlen heran, die gut in das verzerrte Bild passten, das die Barmer zuletzt gerne von Inhabern einer ambulanten Heilmittelpraxis zeichnete. Die Aufsichtsbehörde hat sich intensiv mit den eingereichten Kritikpunkten des SHV auseinandergesetzt und bestätigte, dass diese weitgehend berechtigt seien. Daher wurde die Barmer aufgefordert, eine korrigierte Fassung des Reports zu veröffentlichen und zukünftige Publikationen zu diesem Thema dem BAS vorzulegen.
Auch, wenn die Barmer nach eigener Aussage in den nächsten Jahren keinen Heilmittelreport mehr veröffentlichen wird: Für den IFK ist diese Restriktion ein großer Erfolg. „Es ist wichtig, dass die Krankenkassen auch Grenzen aufgezeigt bekommen und keine Politik machen“, fasste Pfadenhauer das Ergebnis unserer Beschwerde zusammen.
Bobath für pflegende Angehörige: Ein innovatives Kooperationsprojekt mit viel Potential
Zum Abschluss des IFK-Vortrags hatte Repschläger noch positive Neuigkeiten zu einem Projekt, dessen Startschuss bereits vor einigen Jahren fiel, nun aber neu aufgesetzt wurde: „Bobath für pflegende Angehörige“. Im Rahmen der Überleitungspflege, die jüngst als weiterer Baustein ergänzt wurde, können Physiotherapeuten schon vor der Entlassung aus dem Krankenhaus Kontakt zum Patienten sowie dem pflegenden Angehörigen knüpfen und Letzteren auf die ungewohnte Pflegesituation zuhause vorbereiten. Das Besondere: Um von diesem Angebot profitieren zu können, ist keine Verordnung notwendig. Einzige Voraussetzung ist, dass der Patient oder die Pflegeperson bei der Barmer versichert sein müssen.
„Mein absolutes Herzensthema! Denn hier geht es nicht um den Patienten, sondern auch um die pflegende Person und ihre Selbstpflege, also darum, wie sie mit dieser körperlichen und geistigen Belastung besser umgehen kann“, betonte Repschläger. Physiotherapeuten, die sich für das Kooperationsprojekt interessieren, können im Dezember an einer Einweisung im IFK-Kompetenzzentrum teilnehmen. Sobald die eintägige Schulung abgeschlossen ist und ein Bobath Grundkurs Zertifikat vorliegt, dürfen insgesamt acht Gruppenkurs-Einheiten je 90 Minuten, drei eineinhalbstündige persönliche Schulungen im häuslichen Umfeld und Schulungen im Rahmen der Überleitungspflege angeboten werden.
Die IFK-Regionalforen: Da ist für jeden was dabei!
Ganz schön viel Stoff für einen Freitagabend! Doch die Vorstandsvorsitzende und der IFK-Geschäftsführer schafften es, die teils sehr komplexen Vorgänge verständlich aufzubereiten und somit alle Gäste – egal ob alter Hase oder gerade erst ausgelernt – durch das Potpourri an berufspolitischen Themen zu führen. Und wer den einen oder anderen Punkt tiefergehender diskutieren wollte, der hatte dazu beim abschließenden Ausklang am Buffet ausreichend Zeit, wo Repschläger und Pfadenhauer für weitere Fragen parat standen. Ein Angebot, von dem viele der Anwesenden gerne Gebrauch machten und betonten, dass sie gerade dies an den Regionalforen und den IFK-Veranstaltungen generell sehr schätzen. Sicher einer der Gründe, warum sich hier und da mit den Worten „Bis zum nächsten Jahr“ verabschiedet wurde.
Und auch wir sagen, zumindest in Richtung der norddeutschen Mitglieder: „Bis zum nächsten Jahr!“ Das Forum Nord war auch in unseren Augen eine rundum gelungene Auftaktveranstaltung, die Lust auf mehr macht!
Fortbildungsveranstaltung „Strategien zur Schmerzbewältigung“
Im Vorfeld des berufspolitischen Vortrags von Repschläger und Pfadenhauer konnten Mitglieder und Interessierte an der Fortbildung „Strategien zur Schmerzbewältigung“ teilnehmen. Referent Matthias Fenske erläuterte auf anschauliche Art und Weise, wie Schmerzen entstehen und gab den Zuhörern Hilfestellungen an die Hand, wie sie ihren Patienten das Schmerzgeschehen auf einfache Weise erklären können. Für die Teilnahme an der Fortbildung wurden zwei Fortbildungspunkte vergeben. Vielen Dank für diesen bildhaften Vortrag!
Sie möchten auch an einem Forum teilnehmen? Dann melden Sie sich gerne für das Forum Süd im Juli oder Forum Ost im September an. Es sind noch Plätze verfügbar !